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IGP warnt: Bauern sind Klimawandel nahezu schutzlos ausgeliefert

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EU-Verbotspolitik macht regionale Produktion zum Museumsstück. Stockmar: endlich Elfenbeinturm verlassen und Industrie und ihre Ideen einbeziehen, um tragfähige Lösungen zu entwickeln.

Die IGP mahnt die neue EU-Kommission, endlich den Elfenbeinturm zu verlassen und neben Experten aus der Landwirtschaft auch die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln in den strategischen Dialog zur Zukunft der EU-Landwirtschaft einzubeziehen. „Der Klimawandel und seine Auswirkungen kommen ungebremst auf Europas Landwirtschaft zu. Das belegen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse. Anstatt diese Herausforderungen zu antizipieren und die Bauern ausreichend zu rüsten, folgte die EU-Agrar- und Umweltpolitik in den letzten Jahren den Irrlichtern der NGOs, die diese Herausforderungen auf Basis methodisch fragwürdiger und dogmatischer Papierln kleinreden. Es ist an der Zeit, Experten der Industrie stärker in Meinungs- und Entscheidungsprozesse einzubinden, um tragfähige Lösungen auf den Weg zu bringen“, so IGP-Obmann Christian Stockmar.

IGP entwickelt Vision für „gesunde Pflanzen“

Für eine trag- und mehrheitsfähige EU-Strategie sollten gesunde Pflanzen in den Vordergrund rücken. Gesunde Pflanzen stehen für eine Selbstversorgung mit regionalen und gesunden Lebens- und Futtermitteln, eine effiziente und nachhaltige landwirtschaftliche Produktion sowie wirtschaftlich gesunde heimische Betriebe entlang der Wertschöpfungskette. Die IGP schreitet daher voran und entwickelt aktuell mit 18 agrarischen Organisationen eine Vision über gesunde Pflanzen und wie die Bestände in Zukunft gesunderhalten werden. Diese Ideen sollten in den strategischen Dialog und die angekündigte Vision aufgenommen werden, so Stockmar. Er betont, dass eine zukunftsfähige Landwirtschaft auf effektive Betriebsmittel angewiesen ist, um die Pflanzen gesund und die Erträge für einen hohen Selbstversorgungsgrad zu erhalten.

Die IGP nennt dazu einige Beispiele:

  • Schädlinge und Krankheiten waren bisher auf bestimmte Klimazonen beschränkt, breiten sich nun aber in neue Gebiete aus, da die steigenden Temperaturen und eine veränderte Luftfeuchtigkeit neue Lebensräume in Europa schaffen. Auch die Entwicklung neuer Pathogene ist möglich.
  • Mildere Winter führen zu höheren Überlebensraten und Populationsdichten von Schädlingen.
  • Längere Vegetationsperioden bedingen mehr Generationen von Schädlingen pro Jahr, was den Befall und den Schaden an Pflanzen erhöht.
  • Häufigere Starkregenereignisse oder längere Trockenperioden erhöhen den Krankheitsdruck und die stressbedingte Anfälligkeit der Pflanzen.
  • Schädlinge und Krankheiten bilden schneller Resistenzen gegen bestehende Pflanzenschutzmittel, da sie sich an die veränderten Umweltbedingungen anpassen und die Wirkstoffvielfalt für ein effizientes Resistenzmanagement fehlt.
  • Nützlinge können ebenfalls von den Klimaveränderungen betroffen sein, was ihre Populationsdynamik und damit auch Wirksamkeit negativ beeinflusst.
  • Landwirte passen ihre Anbaupraktiken und Pflanzenschutzstrategien an. Hier braucht es dringend Investitionen in die Forschung über landwirtschaftliche Praktiken, um mit den veränderten Bedingungen umgehen zu können.

 

Agrar- und Wirtschaftsstandort ist nur mit gesunden Pflanzen zukunftsfähig

„Die Pflanzen sind durch die steigende Zahl an Hitzetagen und Extremwetterereignisse unter Stress und anfälliger gegenüber Schadfaktoren. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, werden 200 Wirkstoffe und agrarpolitische Dogmatik nicht reichen. Die genannten Beispiele belegen den Bedarf an neuen Wirkstoffen, die teilweise schon entwickelt wurden, aber in den bürokratischen Zulassungsverfahren feststecken“, warnt Stockmar.

Der Klimawandel stellt den Pflanzenschutz vor neue Herausforderungen. Um diesen zu begegnen, sind Forschung und Innovation im Pflanzenschutz, aber auch ein modernes Zulassungsverfahren unerlässlich, so Stockmar: „Die unterschiedlichen Maßnahmen des integrierten Pflanzenschutzes reduzieren den Druck durch Schaderreger. Ist das nicht ausreichend, braucht es entsprechende Wirkstoffe zur Kontrolle. Der EU-Kommission sollte bewusst sein, dass sie eine wichtige Ergänzung für einen erfolgreichen und effizienten integrierten Pflanzenschutz sind.“

Stockmar nennt dazu Warndienst und Monitoring als Beispiel: „Sie bringen nicht viel, wenn dem Landwirt schlussendlich die Werkzeuge zur Erregerkontrolle fehlen. Es ist auch nicht nachhaltig, wenn die Betriebe zuerst eine Reihe von zum Teil Ressourcen-intensiven Maßnahmen setzen, der Druck der Schaderreger am Ende aber zu hoch wird und die Ernte verloren geht, weil Wirkstoffe fehlen“, so Stockmar. „Das neue Motto der EU-Kommission sollte daher lauten: Augen auf und handeln. Der Agrarstandort Europa ist nur dann zukunftsfähig, wenn die Politik die Gesundheit der Pflanzen in den Mittelpunkt stellt. Über die entsprechende Expertise verfügen neben der Landwirtschaft vor allem Industrie und Wissenschaft.“