IGP kritisiert „freies Spiel der Unvernunft“ zu Glyphosat im Nationalrat
Stockmar: Beschluss eines Verbots ist keine verantwortungsvolle Politik und Populismus auf dem Rücken der heimischen Landwirte
Von einem „freien Spiel der Unvernunft“ spricht die IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP) angesichts des geplanten Verbots von Glyphosat, das im Österreichischen Nationalrat beschlossen werden soll. „Wissenschaft, Wirtschaft, Landwirtschaft und Konsumenten wird wegen wahlkampftaktischem Kalkül immenser Schaden zugefügt. Zudem wird hier wissentlich ein Gesetz beschlossen, von dem bekannt ist, dass es gegen EU-Recht verstößt (Details dazu in der Aussendung der IGP vom 2. Juli 2019, Anm.). Das ist keine verantwortungsvolle Politik und Populismus auf dem Rücken der heimischen Landwirte“, kritisiert IGP-Obmann Christian Stockmar. Auch das Bundesland Kärnten ist mit seinem Antrag zu einem Totalverbot von Glyphosat gescheitert. Stockmar dazu: „Die IGP ist an einem sachlichen Dialog zur Landwirtschaft und zum Einsatz von Pflanzenschutz interessiert. Unsere Aussagen basieren daher auf Ergebnissen von wissenschaftlichen Studien und Analysen. Diese Sachlichkeit würden wir uns auch von Politik und NGOs erwarten.“
Glyphosat sichert Erträge und hohe Qualität der Lebensmittel
Wildpflanzen sind gemessen an möglichen Ertragsverlusten der bedeutendste Schadfaktor, denn sie entziehen Pflanzen Nährstoffe, Licht, Wasser und Raum und wirken sich negativ auf Ertrag und Qualität aus. Auch giftige Pflanzen wie der Stechapfel werden mit Glyphosat bekämpft. Glyphosat trägt Erhebungen zufolge je nach Kultur und Art zu 30 bis 60 Prozent höheren Erträgen bei. Wird der Einsatz von Glyphosat verboten, so sinkt zwangsläufig der Ertrag pro Hektar. Um dieselbe Erntemenge zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit zu erhalten, ist also mehr Fläche notwendig, die als potenzielle Biodiversitätsfläche verloren geht. Das ist aus Sicht der IGP nicht nachhaltig.
Glyphosat senkt CO2-Emissionen
Da mehr Fläche benötigt wird sowie ohne Glyphosat mehr Überfahrten nötig sind (Wirkungsäquivalenz durch mechanische Bearbeitung nur durch 1- bis 3-maliges Pflügen), bedeutet ein Glyphosatverbot einen Anstieg der CO2-Emissionen. Auch durch die mechanische Bearbeitung mit dem Pflug selbst entstehen CO2-Emissionen, die durch einen Glyphosateinsatz vermieden werden. Denn das organische Material wird durch Pflügen dem Sauerstoff der Luft ausgesetzt und oxidiert. Würden die Böden Europas ausschließlich mit mechanischer Bodenbearbeitung bestellt, würden sich die Kohlenstoffdioxid-Emissionen aus dem Boden verdoppeln, so die Schätzung von Wissenschaftlern.
Glyphosat schützt den Boden
Beim Pflügen wird eine bis zu 20 Zentimeter dicke Schicht der oberen Humusschicht vollständig gewendet und so Wettereinflüssen ausgesetzt. Messungen zeigen, dass bei mechanischer Bodenbearbeitung in zwanzig Jahren 24,1 Tonnen pro Hektar Boden verloren gehen, bei Mulchsaat sinkt der Verlust auf 5,5 t/ha, bei Direktsaat auf 2,7 t/ha. Durch das Pflügen wird der Boden auch verdichtet, was die Wasseraufnahme erschwert und ein Abspülen oberer Bodenschichten verursacht. Glyphosat ermöglicht bodenschonende Anbauverfahren wie Mulch- und Direktsaat, die mehr Bodenhumus aufbauen, und leistet damit einen wichtigen Beitrag für eine klima- und bodenschonende Landwirtschaft.
Glyphosat verhindert Überschwemmungen
Durch den Einsatz von Glyphosat werden Bodenlebewesen und Bodenorganismen wie z.B. Regenwürmer mit ihren positiven Effekten für die Krümelstabilität und Kapillarbildung geschont. Damit wird die Wasserspeicherkapazität der Böden erhöht und so das Erosionsrisiko reduziert, da auch während Dürreperioden mehr Wasser im Boden gespeichert ist. Da der Boden mehr Wasser aufnehmen kann, werden auch Abschwemmungen vom Feld verhindert und das Risiko für Überschwemmungen wird reduziert. Gleichzeitig unterstützen diese Lebewesen das Nährstoff-Recycling und sorgen so für einen natürlichen Dünger.
Glyphosat ist die bestuntersuchte Substanz
Glyphosat ermöglicht einen hohen Grad an Sicherheit für Anwender, die Öffentlichkeit und die Umwelt. Das belegen 3.300 Studien mit insgesamt ca. 90.000 Seiten. Glyphosat ist damit vor allem in den Bereichen Biologie, Toxikologie, Umwelt und Chemie die bestuntersuchte Substanz in Europa. In den letzten Jahrzehnten wurde das Verhalten von Glyphosat im Boden umfassend untersucht. Aktuelle Laborstudien und Feldversuche, die den EU-Zulassungsbehörden vorliegen, bestätigen den vollständigen Abbau von Glyphosat im Boden.