Der moderne Pflanzenschutz kombiniert eine Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen, die sinnvoll zusammenspielen, im „integrierten Pflanzenschutz“. Der ist für die Landwirte verpflichtend. Er zielt auf das Wachstum gesunder Nutzpflanzen bei möglichst geringer Störung der landwirtschaftlichen Ökosysteme ab und fördert natürliche Mechanismen zur Abwehr von Schäden.
Die Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes fußen auf sechs Säulen:
1.) Sortenwahl: Die Pflanzenzüchtung stellt den Landwirten laufend neue Sorten zur Verfügung, die an spezielle Standorte und Klimaverhältnisse angepasst sind. Auch höhere Resilienz gegenüber Hitze, Trockenheit und unterschiedliche Schadorganismen sind Züchtungsziele.
2.) Anbauverfahren: Ein wesentlicher Teil der Pflanzenschutz-Maßnahmen sind vorbeugende Maßnahmen, zu denen die Bodenbearbeitung, angepasste Sorten, Saatstärken und der optimale Saatzeitpunkt am Standort gehören. Feldhygiene, die Fruchtfolge sowie der Schutz und die Förderung wichtiger Nutzorganismen zählen ebenfalls dazu.
3.) Biologische Verfahren: Dabei werden natürliche Gegenspieler wie z.B. nützliche Insekten genutzt, um Schädlinge zu kontrollieren.
4.) Mechanisch-physikalische Verfahren: Bekanntestes Beispiel dieser Verfahren sind die Beseitigung von Unkräutern mittels Striegel, Hacke, Egge oder Pflug. Auch der Fallenfang oder das Absammeln von Insekten – Beispiel Rillenpflug gegen den Derbrüssler – zählen dazu.
5.) Biotechnische Verfahren: Diese umfassen etwa synthetisch hergestellte Pheromone, die Insekten in Fallen locken oder eine Fortpflanzung durch Verwirrung, z.B. Traubenwickler im Weinbau, verhindern.
6.) Chemische Verfahren: Diese Maßnahmen wirken meist selektiv auf bestimmte Schaderreger und werden erst eingesetzt, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichend wirken und die wirtschaftliche Schadschwelle überschritten wird.
Die Landwirte werden beim Pflanzenschutz durch Monitoring- und Prognosesysteme, z.B. Vitimeteo im Weinbau oder diverse Prognoseprogramme auf warndienst.at unterstützt, die Informationen zum Auftreten und auf den optimalen Anwendungszeitpunkt bereitstellen.
Methoden optimal kombinieren
Die verschiedenen Methoden des Pflanzenschutzes werden möglichst gut miteinander kombiniert. Landwirte wägen dazu alle verfügbaren Pflanzenschutzmethoden sorgfältig ab. So soll die Entstehung von großen Schädlingspopulationen und hohem Krankheitsdruck verhindert und die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln auf einem möglichst niedrigen Niveau gehalten werden. Die Landwirte sind zudem angehalten, Pflanzenschutzmaßnahmen nur bei Überschreitung von wissenschaftlich fundierten Schadschwellen oder nach Warndienstaufruf durchzuführen. Sie tun das auch im eigensten Interesse, da jede Maßnahme Zeit und Geld kostet und nicht sinnvolle Anwendungen das Einkommen unnötig reduzieren.
Vorbeugenden, mechanischen und biologischen Methoden ist grundsätzlich der Vorzug vor chemischen Methoden zu geben Auf höchstmögliche Sicherheit für die menschliche Gesundheit (Konsumenten- und Anwenderschutz) und die Umwelt (Gewässer, Nichtzielorganismen etc.) wird schon bei der Zulassung der Produkte durch ein sehr aufwendiges und einige Jahre dauerndes Zulassungsverfahren und der Vergabe entsprechender Auflagen geachtet. Anwenderschutz beim Einsatz von Pflanzenschutzmittel ist oberstes Gebot.
Landwirte erhalten die Ertragsfähigkeit und Fruchtbarkeit ihrer Äcker für eine nachhaltige Existenzsicherung und folgen bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln dem Motto „So wenig wie möglich – so viel wie nötig!“. Experten der Landwirtschaftskammern, der AGES und Mitglieder der IGP unterstützen die Landwirte durch fachliche Beratung.
Weitere Infos
Einen Überblick über Schädlinge und Bekämpfungsmöglichkeiten in wichtigen Kulturen finden sich in den „Leitlinien für den integrierten Feldbau“ und eine Übersicht zu Maßnahmen im Rahmen des integrierten Pflanzenschutzes gibt es in der Broschüre „Grundsätze der guten Pflanzenschutzpraxis“ der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für integrierten Pflanzenschutz.